Author Topic: [CotgS] RolePlay-Textthread  (Read 5513 times)

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Offline Niemand

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[CotgS] RolePlay-Textthread
« on: August 24, 2011, 06:09:16 pm »
-1
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Mahlzeit.

Einführungstext/Informationum:
Hier werden von Kastellan und mir sämtliches Rollenspielerisches Geschichten- und Textzeug bezüglich CotgS gepostet. Es ist allen anderen Untersagt hier drin zu posten. Wenn ihr was davon gut findet oder kommentieren wollt schickt das bitte einem von uns per PN und wir werden es dazu-quoten.
Keule sagt ihr dürft hier drin posten.

Inhaltsverzeichnis:
« Last Edit: December 06, 2011, 08:14:55 pm by Niemand »
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Offline kastellan

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #1 on: August 24, 2011, 06:13:56 pm »
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Salve te, liebe Freunde von CotgS, und hallo auch ihr anderen^^

Um für ein bisschen zustätzliche Spielmotivation innerhalb des Clans zu sorgen, kamen ein paar CotgS-Mitglieder unlängst mal auf die Idee, ein bisschen RP-Hintergrund für CotgS zu entwickeln. Ich hab mir damals auch gleich ein paar Zeilen aus dem Hirn geleiert; und weil mir das nicht wenig Spaß gemacht hat und es bei meinen Leutz scheinbar auch gut ankam, wurde das dann immer ein wenig weitergeführt. Inzwischen hat fast jedes Mitglied einen individuellen (und mM nach sehr coolen) Hintergrund, was vor allem auf die Kreativität und Begeisterung unserer Member zurückzuführen ist; möcht mich hier bei denen auf dem Weg auch noch mal bedanken, Ihr seid super  :wink:
Alldieweil ich da einige Stunden dran gesessen habe, und wir doch noch ein recht kleiner Clan sind, dachte ich mir: Klatsch das doch mal ins Forum, vielleicht interessiert sich ja wider erwarten doch jemand dafür. Falls das jemand ließt, kann er gerne auch Kritik üben, ich freu mich immer über Feedback.

Langer Rede kurzer Sinn:
Ich freue mich der mehr oder weniger geneigten Leserschaft "Geschichten aus dem Leben der Children of the Green Sun" präsentieren zu dürfen  :mrgreen:

Offline kastellan

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #2 on: August 24, 2011, 06:16:07 pm »
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Auszug aus "Geschichte von Calradia, Band IIIb"

Es war um das Jahr 1350 C.Z., dass der Orden der grünen Sonne gegründet wurde. Chroniken jener Zeit deuten darauf hin, dass die Entstehung dieses ungewöhnlichen Phänomens maßgeblich auf einen Mann zurückzuführen ist. Paradoxerweise bleibt der Name jener mythischen Figur im Dunkeln, obwohl er zu seiner Zeit wohlbekannt gewesen zu sein scheint. In zeitgenössischen Aufzeichnungen wird er nur als "der Niemand" oder der "Herr der grünen Sonne" bezeichnet. Auch ist seine wahre Herkunft bisher unklar geblieben. Bis jetzt wissen wir jedoch, dass er zuerst in der Gegend um Jelkala tätig geworden ist, wenngleich seine Aktivitäten später Auswirkungen auf ganz Calradia haben werden.

Der Chronist Gerbel der Jüngere erwähnt ihn erstmals in seiner "Phaenomenis", und beschreibt ihn als eine Art Prediger, der in den Dörfern des Umlands Jelkalas zu dem einfachen Volk sprach. Dies an sich ist nichts ungewöhnliches, Wanderprediger waren zu jener Zeit weit verbreitet. Der Inhalt seiner Predigten aber führte schon bald zu heftigen Unruhen. Gerbel erwähnt hier eine "grüne Sonne", wobei bis heute Unbekannt geblieben ist, was sich hinter diesem Symbol verbergen soll. Jedoch sollen die Predigten jenes Niemand die Gemüter der Bauern rasch erhitzt haben, Gerbel schreibt sogar: "Und jener Halunke geht hin in die Dörfer und ruft einen jeden Tunichtgut auf, den geziemlichen Gehorsam gegen die Herren zu verweigern und zu tun und zu lassen, was einem jeden beliebe. Welch Wahnsinn muss von seinem Geiste besitz ergriffen haben, dass dieser Lump solch eine Narretei verbreitet?"

Tatsächlich scheint es bald zu lokalen Bauernaufständen gekommen sein, die jedoch rasch und vermutlich brutal von der Herrschaft in Jelkala niedergeschlagen wurden. Interessanterweise endet hier Niemand's Spur in der Geschichte Calradias nicht. Stattdessen scheint er lediglich die Taktik geändert zu haben. Anstatt seine Predigten an die Höfe und Dörfer zu tragen, suchte er die Vogelfreien und Gesetzlosen in den Wäldern des Umlands auf. Dies ist mit Sicherheit kein ungefährliches Unterfangen gewesen. Die Wälder waren zu jener Zeit voller Krimineller und Unzufriedener, die vor der Gesetzbarkeit fliehen mussten und sich vornehmlich durch Raubzüge und Überfälle auf die Schutzlosen über Wasser hielten. Unerwarteterweise fielen die Predigten Niemands bei diesen gewalttätigen Individuen jedoch auf einen fruchtbaren Boden.

Relativ zügig gelang es ihm, einen Haufen von Söldnern und Kriminellen um sich zu scharen, die ihm "aufs Wort gehorchten und ihm hörig waren", wie der Chronist Walther von Eschwerin schreibt. Jedoch verhielt er sich nicht wie ein typischer Räuberhauptmann zu jener Zeit; vielmehr kehrte er in die Dörfer zurück, die schon einmal für seine Botschaften empfänglich gewesen waren, und begann erneut seine Ideen von Freiheit und der Beseitigung der feudalen Strukturen zu verbreiten. Tatsächlich erklärten sich einige der Dörfer und Ortschaften erneut für Unabhängig, trotz des vielen Blutes, das bei den letzten Aufständen geflossen war. Diesmal waren jedoch die Kämpfer Niemands zur Stelle, um den Vergeltungsschlägen Jelkalas zu begegnen. Und obwohl der Widerstand unorganisiert war und vornehmlich aus unausgebildeten Kämpfern bestand, war er in der Lage sich gegen die Truppen der Herrschaft zu behaupten, was vor allem daran lag, dass zahlreiche Kriege zu jener Zeit das Land zerrissen, weshalb die Aufstände vorerst ignoriert werden mussten.

Diese Lage nutzte Niemand aus. Schon bald wuchs sein Haufen immer mehr an. Erkennungszeichen war eine Grüne Sonne auf schwarzem Grund, die seine Soldaten sich aus Flickwerk auf die Wämser nähten, ähnlich der Wappen auf den Wappenröcken der Ritter. Durch die Dörfer, die sich seinem Widerstand anschlossen, gelang es ihm, eine grundlegende Versorgung aufzubauen. Innerhalb eines Jahres nahm der Organisationsgrad seiner Truppe rapide zu, da es ihm gelang, schlachterfahrene Recken in seine Reihen einzugliedern, die den wilden ehemaligen Räuberhaufen ausbildeten und eine Grunddisziplin einführten. Die Herrschaft Niemands zeichnete sich jedoch nicht durch gewaltsame Unterdrückung aus. Vielmehr folgten ihm seine Anhänger aufgrund der Lehren, die er verbreitete. In den einfachen, ungebildeten Kreisen der Landbevölkerung wurde er zu einem Helden stilisiert. Bemerkenswert ist auch der Wandel, den er in den Gemütern der Bandenkämpfer vollzog. Anstatt die Armen und Hilflosen auszuplündern, brachte er sie dazu, eben jene zu verteidigen, die sie vorher als Opfer betrachtet hatten. So wuchs sein Einflussbereich, und seine Botschaft breitete sich immer weiter aus, getragen von Wanderpredigern, die unter dem Zeichen der grünen Sonne von Ortschaft zu Ortschaft reisten. Und da er bewiesen hatte, dass er durchaus in der Lage war, seine Anhänger zu beschützen, sei es vor marodierenden Armeen, Räuberbanden oder Rachsüchtigen Vergeltungskommandos, wuchs seine Bewegung immer weiter an. Schließlich sah er die Zeit gekommen, die Festungen und Städte selbst von der Herrschaft des Adels zu befreien.
« Last Edit: August 24, 2011, 06:22:06 pm by kastellan »

Offline kastellan

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #3 on: August 24, 2011, 06:18:47 pm »
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"Die Schlacht von Granderl"


Krächzend stoben Krähen nach allen Seiten durch das Geäst davon, als die drei Männer sich ihren Weg durch das Dickicht bahnten. Keiner der drei sprach ein Wort, während sie durch dichtes Unterholz brachen. Alberich, der in der Mitte ging, nahm verärgert zur Kenntnis, dass die dornigen Ranken auf dem besten Weg waren, seinen neuen Waffenrock zu zerfetzen. Er warf seinen Begleitern einen verstohlenen Seitenblick zu. Im Gegensatz zu ihm trugen sie keine Rüstung, sondern waren in einfache dunkelgrüne Wämser gekleidet, was es ihnen erlaubte, leichtfüßig über Hindernisse hinwegzuspringen. Alberich verfluchte seine Entscheidung, den Weg durch den Wald abzukürzen, anstatt mit den anderen die Straße genommen zu haben.
„Hey, Chamion“, rief er dem Gefährten zu seiner rechten zu, „wie lange noch, bis wir diesen verfluchten Waldrand endlich erreichen?“ Der angesprochene würdigte ihn keines Blickes, während er antwortete. „Ohne euer Kettenhemd hätten wir ihn vor vielleicht fünfzehn Minuten erreicht, Kastellan“. Alberich ließ zur Erwiderung nur ein tiefes Brummen hören. Chamion war ihm unheimlich. Der Bursche war einfach zu jung, um ein derart geschickter Kämpfer zu sein. Und die Art, wie er einfach so verschwinden und wieder auftauchen konnte... einfach unheimlich. Und er hatte ihn mit „Kastellan“ angesprochen.
Er dachte über diesen Titel nach. Ja, inzwischen war es tatsächlich zu so etwas geworden. Als er damals zu den Children stieß, waren diese noch ein wild gemischter Haufen aus Vogelfreien, verarmten Dörflern und Verrückten... Abschaum, von der Gesellschaft ausgesondert. Nun, dachte er bei sich, sie waren allesamt noch nicht einmal halb so schlimm wie ich damals, schätze ich. Alberich, der früher einmal als Landsknecht für verschiedene Fürsten gedient hatte, erkannte schnell, dass die unorganisierten Lager, die die Children damals noch gebildet hatten, zu einem schnellen Ausbreiten von Krankheiten führen würden, und dass die Art, wie Nahrungsmittel und Ressourcen gedankenlos verschwendet wurden, bald ernste Probleme nach sich ziehen würde. Und so hatte er sich mit Niemand's Segen darangemacht, Ordnung in die Dinge zu bringen. Bald schon hatten ihm einige der Children, die über die einschneidenden Regulierungen und neuen Regeln alles andere als glücklich waren, den Spottnamen „Kastellan“ angehängt. Ein Kastellan war eigentlich ein Burgverwalter, der die Geschäfte der Fürsten in deren Abwesenheit übernahm.
Inwzischen war viel Zeit ins Land gegangen. Alberich war nun der offizielle Lagerverwalter der Children – und der einstige Spottname war zu einem echten Titel veredelt worden, den er nicht mehr loswurde. Was er nicht zuletzt Niemand zu verdanken hatte. Er warf Niemand, der links von ihm still durch den Wald schritt, einen Blick zu. Ja, Niemand hatte auf jeden Fall ein seltsames Talent dafür, die Dinge einfach umzukehren.
Alberich blieb an einer Wurzel hängen und ruderte wild mit den Armen, um nicht der Länge nach in die Dornen zu stürzen. Hätten sie nur die verdammte Straße genommen!
Die Drei waren auf dem Weg zu einem kleinen Dorf namens Granderl. Vor kurzem war das Lager der Children in diesen Wald verlegt worden, nachdem die Luft aufgrund der letzten Aktionen eindeutig zu stahlhaltig geworden war. Das neue Lager lag in der Nähe von Granderl, tief im Wald versteckt. Eine gute Gelegenheit, um dem Dorf einen Besuch abzustatten, zu Handeln, die Ressourcen aufzustocken... und „die Botschaft“ zu verbreiten. Niemands Worte fielen nirgends auf so fruchtbaren Boden wie bei der geknechteten Landbevölkerung. Und während sich ein Dutzend Children mit Wägen und Handelswaren auf den Weg über eine alte Waldstraße gemacht hatten, die auch an Granderl vorbeiführt, hatten Niemand und seine zwei Gefährten sich auf den direkten Weg durch den Wald gemacht, um die Dörfler nicht zu sehr zu beunruhigen. Wenn sich fünfzehn bewaffnete Männer einem Dorf näherten, neigte dessen Bevölkerung dazu, sich entweder aus dem Staub zu machen oder nach den Piken und Sensen zu greifen. Wenn sie jedoch zu dritt ankamen, konnten die Verhandlungen beginnen...
Kastellan trat ein Stück vermoderten Holzes aus dem Weg. Als Kastellan würde er für die Verhandlungen zuständig sein. Die Children brauchten neues Schlachtvieh, Mehl und andere Nahrungsmittel. Und würden mit Beutestücken bezahlen...

Unvermittelt blieb Chamion stehen und hob die linke Hand. „Was ist denn los, Cham?“ fragte Alberich. „Rauch“, war die knappe Antwort des jungen Kriegers. Alberich und Niemand hoben die Nasen in die Luft. Ich will verdammt sein, dachte Kastellan. Der Bursche hat Recht. Niemand blickte seine Gefährten an. „Aufteilen und leise vorrücken. Wir treffen uns am Waldrand“. Blitzschnell waren Chamion und Niemand verschwunden, in ihrer dunkelgrünen Kleidung hatte der Wald sie in Sekunden verschluckt, und der Kastellan blieb alleine zurück. Geduckt machte er sich wieder auf den Weg, versuchte Geräusche so gut es ging zu vermeiden. Was ihm nur unzureichend gelang. Währenddessen wurde der Brandgeruch in der Luft immer dichter. Kein gutes Zeichen, grübelte Alberich. Nach fünf Minuten gelangte er an die Grenze des Waldes... und traf unvermittelt auf drei Männer, die hinter einem Gebüsch gekauert hatten. Alle drei waren mit Forken und Sicheln bewaffnet, und gingen sofort in Angriffsposition, nachdem sie sich seiner gewahr wurden. Fluchend griff Alberich nach dem Schwertgriff. Doch die Klinge war noch nicht zur Hälfte aus der Scheide, als einer der drei ein verdutztes Gesicht machte. Ein langer, beidseitig geschliffener Dolch wurde ihm von hinten an den Hals gehalten. Die anderen beiden standen unschlüssig herum, die Blicke huschten zwischen Kastellan und dem Messerhalter, der plötzlich aufgetaucht war, hin und her. Langsam zog der Kastellan das Schwert ganz aus der Scheide. „Gut, meine Herren. Ich schlage vor, ihr legt diese Stangen jetzt langsam auf den Boden, dann bin ich zuversichtlich, dass wir diese Situation gemeinsam klären können. Ohne Blutvergießen“. „Steckt die Waffe ein, Kastellan, diese Männer sind nicht unsere Feinde“. Niemand war plötzlich hinter ihm aufgetaucht. „Cham, du kannst diesen Mann jetzt loslassen. Ja, gut so. Diese drei haben auch so schon genug Sorgen. Immerhin steht ihr Dorf gerade in Flammen“. Alberich schaute überrascht in die Richtung, in der er Granderl vermutete. Tatsächlich konnte er die Umrisse einiger Gebäude ausmachen... und einige von ihnen brannten lichterloh.

Fünf Minuten später waren alle sechs auf dem Weg in Richtung des Dorfes. Granderl war Opfer eines Banditenüberfalls geworden, wie ihnen die drei Bauern erzählten. Wie viele Banditen, wussten sie nicht mit Gewissheit zu sagen, doch es war ein beeindruckender Haufen gewesen, und sie waren überraschend aufgetaucht und hatten sämtliche Bewohnen in die Mitte des Dorfes getrieben. Wer nicht schnell genug reagiert hatte, war niedergehauen worden. Es hatte keinen Widerstand gegeben.
Die drei Dörfler, denen sich die Children jetzt gegenüber sahen, hatten in dem Durcheinander fliehen können. Doch es waren wohl die einzigen, die den Banditen entgangen waren. Niemand hatte beschlossen, dass er sich ein Bild von der genauen Lage machen würde. Die drei Männer hatten sich bereit erklärt, ihn zu führen, obwohl ihnen die Angst deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Alberich vermutete, dass sie vor allem die Sorge um ihre Liebsten zurücktrieb.
Die sechs schlichen sich in die Nähe des Dorfes und duckten sich hinter eine niedrige Mauer, die eines der Häuser umgab. Inzwischen konnten sie sehen, dass die Brände nicht ganz so schlimm waren, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte. Nur drei etwas abseits stehende Hütten waren in Brand gesteckt worden; das Feuer würde sich nicht so ohne weiteres ausbreiten können. Vielmehr sollten die Flammen wohl als Drohung wirken. Das Dorf war relativ groß, die Hütten standen verwinkelt, so dass die Children nicht in das Innere sehen konnten. Menschen hatten sie bisher keine erspähen können. Alberich sah Niemand fragend an.“Was nun? Wir müssen diesen Menschen hier helfen, aber wir sind nur zu dritt. Sollen wir auf den Trupp warten, der mit den Wagen hierher unterwegs ist?“ Niemand dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. „Zu viele Ungewissheiten, Kastellan. Wir wissen nicht, wie schnell sie vorangekommen sind. Wenn wir Pech haben, haben sie beschlossen, für heute zu lagern, und erst morgen zu uns zu stoßen. Die Sonne geht bereits unter. Und auch wenn sie nicht rasten, wer weiß, wie viele von Dörflern noch leben, bis sie da sind?“. Er blickte Chamion an. „Was denkst du von der Sache, Cham?“. Der Angesprochene rammte wortlos sein langes Messer in die Erde und begann, die Einzelteile seiner Armbrust zusammenzusetzen. Alberich schloss kurz die Augen, dann seufzte er. „In Ordnung, damit ist wohl alles gesagt. Möge die Grüne Sonne uns schützen. Wir machen uns besser bereit“. Während Niemand begann, die Sehne seines Bogens einzuhängen, setzte Alberich seine Kettenhaube auf zurrte seinen Waffengurt nochmals zurecht. Dann ging er zu den drei Dörflern, die sie die ganze Zeit nervös beobachtet hatten. „In Ordnung, wir werden jetzt dort reingehen und sehen, was wir tun können...“ „Aber ihr seid nur zu dritt!“, unterbrach ihn der jüngste der drei. Der Kastellan sah ihm in die vor Schreck aufgerissenen Augen. Der Junge hatte blonde, leicht gelockte Haare und blaue Augen. Selten in dieser Gegend, dachte der Kastellan. Er lächelte. „Ich kann selbst zählen, Bursche. Eins, zwei, drei, siehst du? Und jetzt passt auf. Wir werden versuchen, diese Schweinebande da drinnen abzulenken, so dass der Rest eurer Leute fliehen kann. Das ist die einzige Chance, die ich hier sehe. Zwei von euch sollten an der Südseite des Dorfes warten. Haltet euch aus allem raus, bis ihr eure Kameraden seht. Wenn sie kommen, lotst sie so schnell es geht hier raus und rennt direkt auf den Wald zu. Kapiert soweit? Und du,“ er schaute den blonden Jungen an „für dich habe ich eine Spezialmission. Du nimmst die Straße, die aus eurem Dorf nach Norden führt. Renn solange, bis du ein Dutzend Kerle in grünen Klamotten findest. Die gehören zu uns. Du sagst ihnen, was hier passiert ist. Und dann richtest du ihnen aus, dass sie ihre lahmen Ärsche hierher bewegen sollen. Am besten, sie gehen von Norden in das Dorf. Das sollte die Chance von euren Leuten verbessern. Und jetzt Abmarsch“.
Er sah den dreien kurz nach, dann drehte er sich zu Chamion und Niemand um. Beide lockerten ihre Dolche in den Scheiden. Dann gingen sie in das Dorf.

Schon nach wenigen Metern wurden sie Zeugen der ersten Gräueltat. Der ersten, wenngleich sicher nicht der einzigen. Eine junge Dörflerin lag auf dem Boden, die Kleider in Fetzen am Leib hängend. Sie blutete aus dem Gesicht und war offensichtlich zu kraftlos, um noch zu schreien. Zwei große Männer in stinkender Lumpenkleidung hielten sie fest, obwohl sie sich kaum wehrte. Ein dritter stand vor ihr und nestelte sich an der Hose herum, im Gesicht ein widerlich lüsternes Grinsen. Als er sich auf sie kniete, war ein zischendes Geräusch zu hören. Einer der Männer griff sich an den Hals, aus dem plötzlich ein gefiederter Bolzen ragte. Sein Kamerad rechts von ihm wollte aufschreien, doch ein Pfeil bohrte sich in sein linkes Auge und brachte ihn für immer zum schweigen. Der Vergewaltiger indes war viel zu beschäftigt, um zu bemerken, was vor sich ging. Erst als sich sein Kamerad mit einem Ruck den Bolzen aus dem Hals zog, woraufhin Blut in einer regelrechten Fontäne aus der Wunde spritzte und den Mann traf, sah er sich um. Verwirrt registrierte er, wie seine beiden Helfer blutüberströmt in sich zusammensackten. Dann blickte er auf. Vor ihm stand ein Mann in einem Kettenhemd, mit einem scharz-grünen Waffenrock bekleidet, auf dessen Brust statt einem Wappen eine stilisierte Grüne Sonne prangte. Der Bandit griff nach einer nadelgespickten Keule und versuchte aufzuspringen. Der Kastellan schlug ihm mit einem Tritt die Waffe aus der Hand und rammte ihm dann die gepanzerte Faust gegen den Hals. Würgend brach der Bandit zusammen. Alberich hob einen Stein vom Boden auf und donnerte ihn mit einem Krachen gegen den Schädel des knienden Mannes, der sofort auf dem Boden zusammenbrach. Alberich kniete sich auf dessen Brust und schlug ihm den Stein ins Gesicht.Eine Hand legte sich auf seine Schulter, sie gehörte Chamion. „Der Mann ist tot, Kastellan. Ihr könnt aufhören“ Alberich schüttelte die Hand los und schlug weiter auf den Toten ein. Der Stein in seiner Hand hatte den Schädel des Banditen bereits zerschmettert, doch er ließ ihn immer weiter auf ihn niedersausen. Schließlich trat Niemand an ihn heran und legte die Hand auf seinen Kopf. „Es ist gut, Kastellan. Ihr seid nicht schuld daran“.
Endlich ließ Alberich den Stein fallen; er bemerkte, dass er zitterte. Vor Jahren war er der Hauptmann eines Trupps Landsknechte gewesen. Er selbst hatte viele schlimme Dinge getan in seiner Zeit als Soldat, ja, das hatte er. Doch auch wenn er gemordet und geraubt hatte, er war nie so tief gesunken wie diese Männer. Doch als seine Leute, sein eigener Trupp Mädchen und Frauen missbraucht hatte... Alberich hatte weggesehen. Er hatte die Würde dieser Menschen geopfert, um seiner Rolle als Hauptmann weiter gerecht werden, um einen Konflikt in den eigenen Reihen vermeiden zu können. Und diese Entscheidung verfolgte ihn bis heute, bis in seine Träume.
Er stand auf und blickte seine Kameraden an. „Gut, lasst uns weitergehen“. Er ging drei Schritte, dann drehte er sich noch einmal um. „Und kein Wort hierüber zu den anderen“. Niemand, der sich um die Frau kümmerte, welche weinend am Boden kniete, blickte ihn Ernst an. „Natürlich, Alberich. Kein Wort“.

Wie sich herausstellte, waren sie gerade noch rechtzeitig gekommen. Die Banditen hatten dem Mädchen ins Gesicht geschlagen, um es einzuschüchtern, doch sie war nicht ernsthaft verletzt worden. Niemand schickte sie den Weg, den sie gekommen waren, aus dem Dorf. Danach gingen sie weiter in Richtung Dorfplatz. Granderl war an einer großen Straße errichtet worden, die durch die Mitte des Dorfes führte. Ungefähr in der Mitte war ein großer Platz freigelassen worden, der von einer riesigen, hundert Jahre alten Eiche beherrscht wurde. Tief in die Schatten geduckt, erreichten Niemand, Chamion und Alberich den Platz und sondierten die Lage.
 Die Dorfbewohner waren vor der Eiche zusammen getrieben worden. In losen Gruppen standen einige Banditen herum, mit einem wilden Sammelsurium aus Keulen, Äxten und Bögen bewaffnet. Der Großteil der Banditen belud einige Ochsenkarren mit ihrer Beute. Andere schienen noch einige Hütten zu durchstöbern, der Großteil des Dorfes schien jedoch bereits geplündert worden zu sein. Ein großer Krieger, der eine teuer aussehende Lederrüstung trug, unterhielt sich mit einem alten Mann. Offensichtlich der Anführer der Banditen, der den Dorfvorsteher ausquetscht, dachte Alberich. Das Vieh hatten die Banditen ebenfalls schon zusammengetrieben. Zwei Schafe waren an Ort und Stelle geschlachtet worden und und wurden nun von vier der Spießgesellen über großen Feuern gedreht. Anscheinend wollten die Räuber die Nacht über noch im Dorf verbringen und erst mit Anbruch des neuen Morgens ihre Beute in Sicherheit bringen. Alle Drei wussten, dass die Dorfbewohner zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich schon alle tot sein würden. Die Children nickten sich kurz zu, dann begannen Chamion und Niemand auf die Dächer von zwei Hütten zu klettern. Der Kastellan stand auf und klopfte sich geistesabwesend den Staub von seinem Waffenrock. Nun denn, dachte er. Zeit, ein paar Ohrfeigen zu verteilen.

Schnellen Schrittes betrat er den Platz und steuerte er auf die ihm nächste Gruppe zu. Sie bestand aus drei Banditen, die in ein angeregtes Gespräch vertieft waren und ihn zunächst nicht bemerkten. Der Kastellan hatte sein Langschwert gezogen und trieb es einem der Banditen, der mit dem Rücken zu ihm gestanden hatte, durch die Brust, genau in dem Moment, in dem die ihm zugewandten Räuber ihn bemerkt hatten. Mit einem Fußtritt stieß er den derart aufgespießten von sich weg und befreite damit sein Schwert. Schreiend stürzte der Sterbende auf einen seiner Kameraden, der unter dieser plötzlichen Last zu Boden ging. Mit einem weit ausholenden Hieb zog Alberich sein Schwert über die Kehle des dritten Banditen, der noch viel zu verblüfft war, um an eine Gegenwehr zu denken, und röchelnd zusammenbrach. Mit dem blutigen Schwert in der Hand ließ der Kastellan seinen Blick in die Runde schweifen. Sämtliche Banditen standen wie vom Donner gerührt und starrten ihn ungläubig an. Überraschend wirbelte Alberich herum und rannte los, steuerte direkt auf eine im Schatten gelegene Gasse zu. Hinter ihm erklangen Schreie und das Stampfen zahlreicher Stiefel. Er riskierte einen kurzen Blick über die Schulter; ungefähr drei Dutzend brüllende und waffenschwingende Halunken waren direkt hinter ihm her. „Sehr gut, das dürften so ziemlich alle sein... jetzt muss ich nur noch zusehen, wie ich sie wieder loswerde“, dachte der Kastellan der Children of the Green Sun, während er wilde Haken durch die verwinkelten Dorfgassen schlug.

Seine Verfolger erwiesen sich als hartnäckig. Die Banditen hatten sich aufgeteilt und verfolgten ihn parallel über mehrere Gassen, engten seine Möglichkeiten zunehmend ein. Alberich merkte, dass er auf den nördlichen Dorfrand zugetrieben wurde. Außerdem ging ihm die Puste aus. Das Dorf war zu klein, um sich darin eine ausgedehnte Verfolgungsjagd zu liefern. Bald würde die Jagd sich auf die umliegenden Felder ausdehnen, und dort würden sie ihn schließlich kriegen. Der Kastellan ging seine Optionen durch und kam zu dem Schluss, dass es das beste wäre, sich am Dorfrand zu stellen. Wenn er gegen diese Bastarde kämpfen musste, wollte er eine Wand im Rücken haben.
Rasch fand er sich auf der Hauptstraße wieder und rannte nordwärts, bis er das Ende des Dorfes sehen konnte. Hinter sich hörte er Schritte; sie waren sehr, sehr nah. Er wirbelte herum und schwang dabei das Schwert in einem weiten Bogen. Das er damit einen der Verfolger traf und ihm den Hals aufschlitzte, war pures Glück. Beinahe hätte ich eine Axt im Schädel gehabt, dachte er.
Das Schwert in einer defensive Haltung, wich er langsam rückwärts, während sich vor ihm immer mehr der Banditen sammelten. Sie schienen zu wissen, dass er nicht weiter fliehen konnte, denn sie ließen sich Zeit und zogen ihren Kreis um ihn immer enger, ohne zu attackieren. Alberich wich wortlos weiter zurück – bis sein Fuß an ein Hindernis stieß. Nun stand er im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken zur Wand, eingekesselt von einer Horde blutdurstiger Halsabschneider. Der Kastellan erlaubte sich ein grimmiges Lächeln und machte sich bereit für seinen letzten Kampf, als er aus den Augenwinkeln eine unerwartete Bewegung wahrnahm. Aus mehreren Gassen tauchten plötzlich grün gekleidete Gestalten auf - und attackierten die Banditen. Die neu aufgetauchten Angreifer waren mit Speeren und Piken bewaffnet und stießen damit auf den dicht gedrängt stehenden Mob der Banditen ein. Diese wandten sich der neuen Bedrohung zu, und Alberich sah seine eigene Chance für einen Gegenangriff gekommen. Er sprang los und hieb sich einen Weg durch seine Häscher frei, um seine Brüder zu unterstützen – der junge Bursche, den er losgeschickt hatte, hatte es geschafft und die Children gerade noch rechtzeitig erreicht. Die Banditen, die sich nun von drei Seiten bedroht sahen, verloren völlig die Übersicht und ließen sich in die Defensive drängen. Doch der Kastellan wusste, das dieser Zustand nicht lange anhalten würde. Sobald sie realisierten, wie wenige die Angreifer waren, würden sie sich neu formieren und zurückschlagen. Bis dahin musste sich der Kastellan etwas einfallen lassen.
Er zog einem Banditen das Schwert über das Gesicht, der gerade von einer Lanze getroffen worden war und sich nicht auf die eigentliche Bedrohung konzentrierte; gerade noch rechtzeitig nahm er einen schweren Holzhammer wahr, der auf seinen eigenen Kopf zielte. Er riss die Schwertklinge hoch und versuchte, den tödlichen Schwung abzuleiten, doch der Hammerkopf verhakte sich, weshalb Alberich nicht die ganze Energie umleiten konnte und zu Boden gerissen wurde. Der Hammerträger baute sich über ihm auf und holte zu einem weiteren Überkopfschlag aus, um den Kastellan endgültig zu erledigen. Alberich schnellte vor und stach mit der Klinge des Langschwertes aus der Hocke nach seinem Feind. Die Spitze bohrte sich in die Hüfte des Mannes und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Alberich zog die Klinge zurück und zielte nochmals nach dem Oberschenkel seines Feindes, diesmal mit einem Hieb. Die Schneide fraß sich bis zu den Knochen durch und brachte den Verwundeten zu Fall. Der Kastellan versuchte sich aufzurappeln, sah sich aber schon wieder von zwei Gegnern hart bedrängt. Während er mit wilden Schwertschwüngen versuchte, die Gegner zurückzutreiben, sah er den Jungen, den er nach der Verstärkung geschickt hatte. Dieser hatte sich ebenfalls einen Speer gegriffen und stach nun damit auf die Banditen ein, ein wildes Leuchten in den Augen. Entsetzt sah der Kastellan, wie einer der Banditen den Speer packte und daran riss. Der Junge wurde aus dem Gleichgewicht gebracht und stolperte nach vorne, wo er von einem Axthieb niedergeworfen wurde. Verzweifelt registrierte Alberich, dass auch seine Verstärkung inzwischen Verluste erlitten hatte. Er wich ein paar Schritte zurück, während er einen Angriff parierte, und brüllte: „Children, zu mir!“

Auf dem Dorfplatz waren nach Kastellans spektakulärem Auftritt nur noch wenige Banditenkämpfer zurückgeblieben. Der Anführer der Räuber blickte um sich. Der Großteil seiner Männer war in rasender Wut dem Fremden hinterher gestürmt; Nur noch drei Mann waren ihm verblieben, um die Dörfler in Schach zu halten. Er fluchte. Hoffentlich wurden diese Bauern nicht plötzlich mutig. Besser, er hätte sie gleich alle hinmetzeln lassen. Der Zahnlose alte, der angeblich der Dorfvorsteher war, hatte sich als zu nichts zu gebrauchen erwiesen. Zu viel Angst, um noch zusammenhängend zu antworten. Oder auch zu wenig Hirn. Er versetzte dem Alten einen Rückhandhieb, der ihn zusammenbrechen ließ. „Zurück mit ihm zu den anderen“, herrschte er seine verbliebenen Männer an. Die packten den jammenden Alten an den Armen und zerrten ihn zu der Gruppe, die dicht um die Eiche gedrängt ihrem Schicksal harrte. Der Anführer blickte in die Dunkelheit. Zum Glück sind nicht gleich alle losgerannt. Er hoffte, sie würden ihm diesen frechen Schweinehund lebend bringen. Oh, er würde ihn leiden lassen. Holzkeile unter die Fußnägel, Fingeramputationen... Ja, er würde das volle Programm auffahren. Der Gedanke ließ ihn lächeln.
Ein zischendes Geräusch ertönte, und einer der Banditen brach mit einem Ächzen zusammen. „Zu mir, ihr Narren!“ brüllte der Hauptmann, als seine Männer verwirrt ihre Blicke durch die Gegend schweifen liessen. Wieder ein Zischen, wieder ein Röcheln. Er sah den Pfeil, der dem Mann in die Kehle gefahren war. Er deutete auf eine Hütte. „Der Schuss muss von dort gekommen sein. Schnappen wir uns das Schwein“. Zu zweit rannten sie los, darauf achtend, den Winkel für den Schützen zu verschlechtern. Kurz bevor sie die Hütte erreicht hatten, löste sich plötzlich ein grüner Schemen aus den Schatten. Ein Klirren, ein drittes Röcheln... und der letzte seiner Untergebenen brach zusammen. Ungläubig starrte der Anführer auf den Mann, er vor ihm stand. Ein einfaches, grün gefärbtes Wams und eine passende Hose, eine grüne Kappe auf dem Kopf und ein langes Messer in der Hand, stand ein junger Bursche vor ihm. Er machte ein ernstes, nachdenkliches Gesicht, gerade so als würde er gleich sagen wollen: „Herr, es tut mir leid, eure Männer sind alle gestorben“. Fluchend riss der Anführer sein Schwert aus der Scheide. Dann grinste er. Er hatte in der Armee gedient, und in seinem Trupp war er einer der besten Schwertkämpfer gewesen. Dieser Bursche mit seinem lächerlichen Langmesser war für ihn keine Bedrohung. Jetzt war endlich eine Gelegenheit gekommen, all den Frust abzulassen.

Er trat einen Schritt vor, das Schwert erhoben, während er den Narren aufforderte, besser zu seinem Schöpfer zu beten. Dann ließ er die Klinge auf den Trottel heruntersaußen – und stellte verblüfft fest, dass dieser einfach unter ihr dem Schlag wegtauchte. Verärgert schrie der Hauptmann auf, setzte hinterher. Hieb auf Hieb ließ er auf den seinen Gegner los, und jedesmal wich dieser aus, als wäre es ein Ballspiel und kein Kampf auf Leben und Tod. Der Bandit nahm all seine Kraft zusammen und schlug nach seinem Gegner. Der lenkte die Schwertklinge mit dem Langmesser ab, ließ die feindliche Klinge an seiner eigenen heruntergleiten und fing sie mit der Parierstange auf. Gleichzeitig griff er blitzschnell nach dem Waffenarm des Banditen. Bevor dieser Begriff, was passierte, war er entwaffnet. Der Junge hatte eine seltsame Hebeltechnik eingesetzt und ihm das Schwert auf der Hand gewunden. Bevor der Hauptmann irgendwie reagieren konnte, rammte der Bursche ihm das lange Messer in den Fuß und nagelte ihn so am Boden fest. Der Anführer schrie auf; aber nur kurz, dann bohrte sich sein eigenes Schwert in seinen Brustkorb. Der große Kämpfer brach zusammen. Chamion bückte sich, zog das Messer aus dem Boden und wischte es an der Kleidung der Leiche ab. Niemand tauchte neben ihm auf. „Deine Geschwindigkeit ist immer wieder beeindruckend, Cham... Aber es gefällt mir nicht, wie du mit deinen Gegnern spielst“. Chamion steckte das Messer wieder in den Gürtel. „Nun, ich muss schließlich in Form bleiben“.
Niemand lächelte, dann blickte er die Dörfler an, die immer noch Starr vor Schreck waren. „Genug davon. Ich höre Lärm von der Nordseite des Dorfes. Ich kann mir vorstellen, der Kastellan wäre froh über Hilfe. Ihr da, ihr habt jetzt die Chance, für eure Freiheit zu kämpfen. Eure Fürsten werden nicht auftauchen und euch retten. Sie werden höchstens Abgaben verlangen, die ihr ihnen nicht mehr geben könnt, weil diese Banditen alles mitnehmen werden. Aber ihr habt jetzt die einzigartige Gelegenheit, zumindest dieses Übel ein für alle mal aus der Welt zu räumen.“ Er deutete auf einen Stapel, auf den die Banditen sämtliche als Waffen zu gebrauchenden Werkzeuge geworfen hatten. „Wer zuviel Angst hat, kann im Süden aus dem Dorf laufen. Doch lasst euch sagen, ihr entflieht dann einem Schicksal, dem ihr nicht entkommen könnt. Jene, die bereit sind für ihre Freiheit zu kämpfen... nehmt euch eine Waffe, und folgt uns“

Die kämpfenden Gruppen hatten sich getrennt, um sich neu zu formieren. Der Kastellan blickte sich um. Nur noch sechs seiner Leute waren auf den Beinen. Die Banditen hatten einen schlimmeren Blutzoll zahlen müssen, doch es waren immer noch fast zwanzig Mann. Die Children hatten instinktiv einen Speerwall gebildet, und noch hatten die Banditen keine Lust, diesen direkt zu attackieren. Doch Alberich wusste, jeden Moment würde einer den Mut haben anzugreifen, und dann würden alle gleichzeitig anstürmen- und die Children einfach hinweg spülen. Müde sagte er: „Ich bin stolz auf euch, Männer. Es hat nicht funktioniert, aber – die Sonne sei mein Zeuge! Wir haben es versucht“.
Plötzlich erschallte Kampfgeschrei; und es kam nicht von den Banditen. Hinter dem Mob tauchten die Bauern auf, Sensen, Fackeln und Heugabeln schwingend. Chamion stürmte vor ihnen her, einen schweren zweihändig zu schwingenden Hammer in der Hand. Wieder sahen die Banditen sich eingekesselt, viele waren sichtlich der Panik nahe. Plötzlich brach einer von ihnen zuckend zusammen, einen Pfeil im Nacken. Alberich wurde von Euphorie erfüllt. „Children! Zum Angriff!“

Das folgende Gemetzel war schnell vorbei. Die Banditen wehrten sich verzweifelt, doch ohne Mut; viele versuchten sich zu ergeben, wurden jedoch einfach niedergehauen. Fünf Minuten später war bereits alles vorbei. Wie betäubt wanderte Alberich durch die Gefallenen... bis er vor der Leiche eines Jungen stehen blieb. Eines Jungen mit blonden Haaren und blauen Augen, wie sie in dieser Gegend so selten waren. Er blieb lange so stehen. Als er spürte, dass jemand neben ihm stand, blickte er auf. Es war Niemand, sein mitfühlender Blick lag auf Alberich. Der Kastellan wischte sich eine Träne aus den Augen. „Ich hatte ihn extra nach Norden geschickt, damit er möglichst weit weg ist von dem hier. Teufel, der Bursche hatte noch nicht einmal seinen sechzehnten Sommer gesehen“. Niemand nickte. „Ja, das ist gut geschätzt. Er war fünfzehn. In etwas mehr als zwei Monaten hätte er seinen Geburtstag gefeiert“. Überrascht blickte Alberich ihn an. „Woher...“ Niemand deutete mit dem Kopf in eine Richtung. Der Kastellan folgte mit seinem Blick und sah einen Mann, eine Frau und ein junges Mädchen, eng umschlungen und in Tränen aufgelöst, keine zwei Meter vor ihnen stehend. Sie alle hatten den Blick auf den toten Jungen gerichtet. „Oh, verdammt. Die Sonne hilf, Niemand, ich weiß nicht ob ich das alles noch ertragen kann.“ Niemand griff Alberich beim Ellenbogen und zog ihn ein paar Meter fort. „Besser, wir lassen diese armen Leute in Ruhe trauern. So, sieh her, Kastellan... Schau dir deine Leute an. Sieh Chamion an. Ihnen geht es wie dir“. Alberich ließ den Blick schweifen. Die sechs überlebenden Children hatten ihre gefallenen Kameraden auf einen Karren gehoben und deckten ihn eben mit einem großen Fell ab. Viele hatten Tränen in den Augen. Chamion entdeckte er nicht sofort. Schließlich erblickte er ihn. Er saß auf dem Dach einer der Hütten, einen nachdenklichen Blick auf den Ort des Gemetzels gerichtet, auf die Familien, die so verlassen dort standen und den Verlust ihrer liebsten betrauerten. „Und ich dachte, den Burschen bewegt gar nichts mehr“, dachte Alberich.
Niemand sprach weiter. „All das ist kein Grund aufzugeben. Es ist vielmehr ein Grund, weiterzumachen. Wir tun dies schließlich, um diese Welt zu ändern. Um so etwas in Zukunft unnötig zu machen. Und wenn du jetzt denkst, dass es vorher keine Belohnungen gäbe... sieh noch einmal genau hin“. Er deutete wieder in die Richtung der Familien. Und tatsächlich, nicht alle trauerten. Die meisten – sie lagen sich in den Armen, lachten und weinten vor Freude. Denn es war vorbei.

Alberich schritt am Ende des Trecks dahin. Er brauchte immer noch Zeit zum Nachdenken. Für die Children war letztlich alles ein voller Erfolg. Das Dorf Granderl gab es nun nicht mehr. Die ehemaligen Bewohnen hatten alle Habseligkeiten zusammengepackt. Das Vieh war schon von den Banditen zusammengetrieben worden, die Wagen beladen. Sie hatten nur noch die letzen Hütten in Brand gesteckt und waren losgezogen. Denn sie alle waren jetzt Kinder der grünen Sonne. Ja, dachte Kastellan verbittert. Ohne eine Heimat, mit dem Gefühl des Verlusts und einem brennenden Wunsch nach Rache. Ihre Herren, die solche Überfälle nie verhindert hatten, es vielleicht gar nicht wollten, deren Kriege diese Monster geschaffen hatte, die für ihr Leid verantwortlich waren... sämtliches Vertrauen in Sie war nun hinweg gespült in einer Woge des Blutes. Mit anderen Worten: bestes Material zur Rekrutierung. Die Jungen unter ihnen würden all ihre Energie in das Training stecken, um für eine Welt zu kämpfen, in der solches Leid nicht mehr geschehen musste. Die Alten, die Frauen... sie würden den gerechten Kampf unterstützen, würden tun, was sie schon immer getan hatten. Ihrer Arbeit nachgehen, Nahrung produzieren, Kleidung schneidern, Werkzeuge herstellen. An einem einzigen Tag hatten die Children über fünfzig neue Mitglieder bekommen. Und das alles zum Preis von nur sechs Gefallenen. Oh ja, dieser Tag war für sie ein voller Erfolg. Nur... warum kam er ihm so bitter vor?



Offline Eddy

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #4 on: August 24, 2011, 07:15:42 pm »
0
TL;DR
 :lol:

Offline Mala

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #5 on: August 24, 2011, 07:36:07 pm »
0
Hab grad zuviel zu tun, um die Menge an Text zu lesen. Gibt es eine kurze (wenn möglich bebilderte) Zusammenfassung?


Offline kastellan

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #6 on: August 25, 2011, 08:25:54 am »
0
Ich hasse euch; wirklich, ohne Mist, ihr seid das schlimmste was mir passieren konnte  :cry:

Ursprünglich stand in der Einleitung: Wenn ich auch nur EIN TL,DR sehe, hagelt es Mutes...

oh wie ich euch hasse...





ps: nur ein kleines bisschen  :wink:

Offline Mala

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #7 on: August 25, 2011, 02:07:38 pm »
0
Nenn wir es die Folgen des kategorischen Imperatives.
Wie dem auch sei,bin nicht in allen Abkürzungen so bewandert, was bedeutet die denn?

Offline wayyyyyne

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #8 on: August 25, 2011, 02:18:46 pm »
0
TOO LONG; DIDN'T READ

Offline Eddy

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #9 on: August 25, 2011, 02:30:23 pm »
0
Quote
Ich hasse euch; wirklich, ohne Mist, ihr seid das schlimmste was mir passieren konnte  :cry:

Ursprünglich stand in der Einleitung: Wenn ich auch nur EIN TL,DR sehe, hagelt es Mutes...

oh wie ich euch hasse...
haha mein TL;DR war nen scherz habe es jetzt später durch gelesen und fands recht gut (ich weiß wie schwer es ist eine "einigermaßen" gute geschichten zu schreiben mein bro hatt sich da auch mal versucht)
war echt gut geschrieben ;) kompliment


PS: wann kommt das buch raus :D

Offline BlackMilk

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #10 on: August 25, 2011, 03:09:42 pm »
0
Wenn Richard Wagner noch leben würd, würd ich ihn fragen ob er nicht das hier anstatt die Nibelungensaga zur Opern machen wolle.

Offline Lange

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #11 on: August 25, 2011, 10:52:27 pm »
0
Ich sags nicht gern, aber das ist nicht mal schlecht geschrieben. Erinnert mich an die Taiping-Rebellen in China...
wie deren Rebellion schließlich endete, muss ich nicht erwähnen :twisted:.

Offline Mtemtko

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #12 on: August 27, 2011, 02:55:37 am »
0
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Offline Ego_HRE

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #13 on: August 27, 2011, 03:14:04 pm »
0
Wer hätte gedacht...das in Kastellans Kopf...ein Hauch von Kreativität zu finden ist :wink:
+1
Ich finds gut...hat was...so macht rpg mehr Spass und gibt dem ganzen eine persönliche Note.

P.s.:Warum halt ich nicht einfach mein Maul..und vermöbel die GotgS...die werden einem viell.am ende noch sympatisch :mrgreen:

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Re: [CotgS] RolePlay-Textthread
« Reply #14 on: August 29, 2011, 08:08:17 pm »
0
jap, sehr schön

jetzt bin ich schon so tief gefallen und les mir solche texte am bildschirm durch...  :cry:

rausgehen kann ich auch nicht könnt ja was passieren,... so leute treffen und so  :shock: ...ihhh !!! ( auf rtl bericht bezogen  :P )

nein ernsthaft ( so ernsthaft wie möglich!!) da mein eigentlicher gamer-pc bei der reperatur ist bin ich jetzt and diesen alten schrotthaufen gebunden und kann nichtmal warband auf niedrigster stufe richtig spielen...

ICH WILL MEHR UM DIE LANGEWEILE ZU VERTREIBEN ! schreibt doch mal was über mich !   :idea:
ausser das ich ein nerd bin der nur vorm pc sitzt, kein leben hat und keine freunde, nach natürlich rtl